Einige wenige Bilder können nur einen schwachen Einblick geben in eine faszinierende Welt tief unten; ein paar Schnappschüsse eine Jahrzehnte andauernde Verbundenheit nur andeuten. Und doch zeigen die Fototafeln im Alten Rathaus etwas Besonderes: Bayerische Bergfreunde mit einer Hütte in den Salzburger Alpen sind seit 40 Jahren Gastgeber polnischer Höhlenforscher. Die Bilder sind bis Donnerstag, 26. September 2019, im Foyer zu sehen.
Gegründet hatte sich der ‚Speleoklub Bobry‘ im August 1966 polnischen Zagan. In Folge war dieser ‚Höhlenforscherverein Biber‘ weltweit unterwegs Seit 1979 kommen die Männer und Frauen auch ins östliche Salzburger Tennengebirge. Ihr Standort für die Expeditionen in die Tiefe ist die Laufener Hütte. Dort feierten sie kürzlich gemeinsam mit den Laufener Bergfreunden diese 40 Jahre währende freundschaftliche Verbundenheit (wir berichteten).
Mitgebracht haben sie 20 Bildtafeln mit Aufnahmen aus der Tiefe. Aus der „Roten Spinne“, dem „Hades“ und „Unter dem Schneekorken“. Oder auch aus der tiefen und großen ‚Jack-Daniels-Höhle“. Die ist nicht benannt nach dem bekannten Hochprozentigen, sondern nach ihren Entdeckern Jacek „Jack“ Wisniowski und Daniel Oleksy. Diese Höhle am Fuße des Bleikogels ist auf mittlerweile elf Kilometer vermessen und kartografiert. Bekanntheit erlangt hat Jack-Daniels im August 2014, als nur kurz nach der dramatischen Rettungsaktion am Untersberg hier im Tennengebirge einer der polnischen Forscher verunglückte, und in einer aufwändigen zweieinhalbtägigen Rettungsaktion aus 250 Metern Tiefe geholt werden musste.
Rund 200 Höhlen sind bislang im Tennengebirge bekannt, im östlichen Teil sind es etwa 100. Die Bleikogelhöhle erstreckt sich über tausend Meter in die Tiefe. Der Aufwand in solche Tiefen vorzustoßen ist enorm. Die Welt, die die wagemutigen Männer und Frauen dort zu Gesicht bekommen, faszinierend. Dabei ist das alles keineswegs Selbstzweck oder sinnfreies Hobby einiger abenteuerlustiger Draufgänger. Nein, es geht um Forschung. Alles wird akribisch festgehalten und dokumentiert. Die Ergebnisse müssen dem Salzburger Verein für Höhlenkunde vorgelegt werden.
Auf den ersten 20 Expeditionsjahren existierte noch der ‚Eiserne Vorhang‘, die bürokratischen Hürden waren entsprechend hoch. Dramatisch entwickelte sich ein Gegenbesuch von 17 Laufener Bergfreunden zur 15-Jahr-Feier des Clubs in Zagan. Am 13. Dezember 1981, einem Sonntag, rollten frühmorgens die Panzer. Die Regierung hatte das Kriegsrecht ausgerufen. Clubmitglieder halfen den Laufenern, das Land schnellstmöglich zu verlassen.
In 40 Jahren wechseln naturgemäß die Akteure. Henrik, genannt „Scout“, lebt nicht mehr. Auch Edward „Juse“ (Dschuus), ist inzwischen verstorben. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt ihn mit Laufener Freunden; darunter der langjährige Vorsitzende Helmut Herrndobler und dessen Ehefrau Doris. Mittendrin auch die noch amtierende Schatzmeisterin Gabi Höfer-Jani. Anfang Oktober wollen die „Biber“ noch einmal auf der Laufener Hütte ihr Quartier aufschlagen. Und wieder hinab steigen. Wenn möglich, noch tiefer und noch weiter als bisher.
Text: Hannes Höfer, Foto: Speleoklub Bobry / Repro Höfer